Interview mit PicDrop (Bildübertragung für Fotografen)
16 Okt 2014, Geschrieben von Gastbeitrag, Tipps inSeit kurzem favorisiere ich selbst PicDrop zur Bildübertragung und hatte die Gelegenheit, Andreas, einen der Gründer zu interviewen – lesenswert, wie ich finde:
Was ist PicDrop in einem (kurzen) Satz?
PicDrop ist der schnellste und zugleich einfachste Weg, um als Fotograf die eigenen Bilder an Kunden zu senden. PicDrop sind aber auch wir, Tobias Friese und meine Wenigkeit, Andreas Chudowski.
Wie arbeiten die meisten Fotografen und was fehlt da draußen?
Viele Fotografen verschicken heute ihre Bilder noch auf DVD oder Festplatten, laden Lightroom-Galerien hoch oder senden ihren Kunden Links zu Dropbox-Ordner oder WeTransfer-Downloads. Das geht alles, ist nicht unbedingt schlecht – aber schön ist eben anders. Das wollen wir ändern.
Ich selbst hatte jahrelang eine elegantere Lösung vermisst und habe genau darum PicDrop gegründet. PicDrop verbindet die besten Teile all dieser Dienste: den simplen Upload von DropBox und Co. (Dateien in den Browser ziehen, kurz warten, fertig), die Einfachheit von WeTransfer auf Kundenseite (ein Link, Klick, fertig), und die vielen Ansichtsmöglichkeiten einer Galerie. Gleichzeitig packen wir oben drauf noch viele, viele Optionen wie die Möglichkeiten zur Bildauswahl, Kommentare, das Setzen von Markierungen, das komplette Herunterladen von Galerie-Inhalten als ZIP und vieles mehr.
Was sind die Hauptfeatures bei Euch, die es vorher nirgends gab?
Die Zeiten, in denen man alles grundlegend neu erfindet, sind vorbei. Wir haben aber viele bekannte, oft schlecht umgesetzte Funktionen neu durchdacht, überarbeitet, verbessert und – das is das wichtigeste – diese Dinge miteinander kombiniert.
Die bei unseren Fotografen mit Abstand beliebteste Funktion ist der Offline-Filter: mit diesem kann man in nur wenigen Sekunden die vom Kunden ausgewählten Bilder lokal auf seiner Festplatte heraussuchen und nun weiterbearbeiten etc… das lange Heraussuchen jedes einzelnen Bildes entfällt endlich. Das Ganze funktioniert nicht nur in Lightroom, sondern auch in anderen Programmen und natürlich auch im Finder und Windows Explorer. Was das täglich an Zeit spart!
Wahnsinnig beliebt sind inzwischen bei unseren Fotografen und vor allem deren Kunden auch die Farbmarkierungen. Das haben wir völlig unterschätzt. Mit Hilfe dieser Funktion kann man einzelne Bilder einfach markieren: rot, gelb, grün oder als “final”. Das war anfangs als kleines Gimmick gedacht, hat sich aber inzwischen als viel beliebtere Methode zum Erstellen von Bildauswahlen herausgestellt. Die Kunden unserer Fotografen empfinden das als intuitiver als die allseits bekannte und natürlich auch bei uns vorhandene Lightbox, bei der man Bilder zu Sammlungen zusammenstellt.
Klein aber trotzdem saupraktisch sind die ZIP-Downloads. Auf Knopfdruck erzeugt PicDrop im Hintergrund eine ZIP-Datei, die man sofort herunterladen kann, und die alle Bilder einer Galerie enthält. So kann man seinen Kunden auch den von WeTransfer bekannten, schnellen Komplett-Download anbieten, ohne dabei aber auf Vorschaubilder und andere Funktionen verzichten zu müssen. Auch das Updaten einzelner Bilder erfordert nicht mehr das Hochladen eines neuen ZIPs sondern nur das Überschreiben dieser einzelnen Bilder. Den Rest macht dann PicDrop.
Kannst Du zwei, drei Beispiele nennen, wie PicDrop genutzt wird?
PicDrop wird von sehr vielen, verschiedenen Fotografen-Typen benutzt. Wir erleben in unserem täglichen Kontakt mit den Fotografen so ziemliches alles: vom typischen Magazin-Fotografen, der seine Vorauswahl nach einem Portrait-Shooting an die Bildredaktion schickt, über den Hochzeitsfotografen, der hunderte Bilder an sein Hochzeitspaar übermittelt, bis zum Werbe-Fotografen, der seine RAW-Daten an den Bildbearbeiter überträgt und auf dem selben Weg die fertig bearbeiteten Bilder zurück bekommt und den selben Link dann nur noch zu seinem Kunden, der Werbeagentur, weiterleiten braucht. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und wir haben PicDrop bewusst offen und flexibel gelassen, damit jeder Fotograf unser Tool so nutzen kann, wie er es braucht.
Warum könnt Ihr was Ihr macht? Wie ist Eure persönliche Historie?
Die Mischung macht es. Und unser Enthusiasmus, die beste Lösung zu finden. Ich selbst habe als Profifotograf einen ganz guten Einblick in das, was Fotografen wirklich brauchen, während Tobias als ausgebildeter Interface-Designer und Entwickler die Ideen optimal designen und technisch umsetzen kann. Er ist es auch, der gerne drei mal kritisch hinterfragt, ob eine von mir ersponnene Funktion oder ein weiterer Button wirklich sein muss oder nicht wieder alles nur unnötigt verkomplizieren würde. Zusammen passt das einfach.
Wieviele nutzen Euren Dienst?
Eine genaue Zahl können wir leider nicht nennen, aber es sind inzwischen mehrere tausend deutschsprachiger Fotografen, die PicDrop täglich nutzen und ein steigender Anteil von ihnen mag unseren Dienst so sehr, dass sie gerne die 9,99 Euro im Monat dafür zahlen. Ganz ehrlich: mit einem solchen Erfolg und der Begeisterung, die uns überall entgegenschlägt, haben wir nicht gerechnet. Das is jetzt aber auch ein ganz schöner Ansporn und eine enorme Verpflichtung.
Ist das auch für Hobbyfotografen interessant, z.B. für Familienfotos?
Klar! Zugegeben: wir hatten bei der Gründung von PicDrop keine Hobbyfotografen auf dem Schirm. Anfangs haben wir uns voll auf die Profis konzentriert. Der Zuspruch und die Begeisterung, die uns jedoch auch von Hobbyfotografen entgegenschlägt, zeigt uns nun aber, dass auch in diesem Bereich ein enormer Aufholbedarf da ist und sich die Leute freuen, endlich eine leicht bedienbare und dennoch mächtige Lösung zum Verschicken ihrer Bilder zu haben.
Das PicDrop-Team gemeinsam mit der Queen im Sommer 2014
Wenn das gut läuft, werdet Ihr dann nicht schnell kopiert?
Diese Frage haben wir uns anfangs auch gestellt und bekommen sie auch immer wieder zu hören. Ich bin da optimistisch und freue mich auf jeden – guten – Mitbewerber. Man darf aber nicht vergessen, dass wir über 2 Jahre an PicDrop gearbeitet haben, bevor wir eine erste Version veröffentlichten. Der Grund dafür ist: es ist sehr, sehr schwer, komplizierte Dinge einfach zu gestalten. Und genau das können wir ganz gut, denke ich. Es gibt ganz klar auch jetzt bereits Mitbewerber, die auf dem Papier mehr Funktionen haben oder teilweise günstiger sind etc… dennoch wechseln immer mehr Fotografen von diesen Anbietern zu PicDrop, weil sie unsere einfache Bedienung und das schlanke, aufgeräumte Design mögen. Das kann man nicht so einfach kopieren.
Wo geht Eure Reise hin? Macht Ihr das mal hauptberuflich? Oder jetzt schon?
In den ersten beiden Jahren der Entwicklung haben wir PicDrop nach Feierabend, an Wochenenden und an freien Tagen entwickelt, ohne einen Cent dafür zu sehen. Stattdessen haben wir unser Erspartes und unbezahlte Arbeitszeit reingesteckt. Unsere Partnerinnen waren ehrlich gesagt auch nicht immer glücklich darüber, dass wir selbst tief nachts noch an PicDrop arbeiteten, anstatt Feierabend zu machen.
Das hat sich inzwischen dank des Zuspruchs aus der Fotografen-Szene und der tollen Unterstützung von bekannten, netten Kollegen wie Steffen Böttcher oder Alexander Heinrichs geändert: Tobias hat seinen Job als Interface-Designer im DAI-Labor der TU Berlin gekündigt und arbeitet Vollzeit an PicDrop, bastelt an neuen Funktionen und daran, das Tool noch einfacher zu machen. Ich selbst widme jeden Tag, an dem ich kein Fotoshooting habe, voll und ganz PicDrop. Nachts und an Wochenenden arbeiten wir dennoch weiterhin oft an PicDrop. So ein Projekt ist wie ein Baby. Das lässt einen auch nicht einfach los und um 17 Uhr Feierabend machen.
Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin!
Ich danke!
(Link: www.picdrop.de)