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Der Weg zum kreativen Foto-Konzept (Workshop, Teil 2)

08 Jul 2014, Geschrieben von Bernhard Rauscher in Tutorial

Nachdem ich in Teil 1 über Grundlegendes geschrieben hab, möchte ich nun tiefer einsteigen in die Herangehensweise, wie Ihr nun konkret zu einem kreativen Foto-Konzept kommt.

Was will ich als Fotograf(in)?

Wichtig finde ich, dass man sich als erstes sein ganz persönliches Ziel vor Augen führt. Dann sind die folgenden Schritte leichter. Eine Kategorisierung könnte wie folgt aussehen:

  • Dokumentation von Erlebnissen, Gefühlen, Begegnungen etc. (z.B. die klassische Urlaubsfotografie, Familienbilder, Geburtstage, Erinnerungen)
  • Schaffen von etwas Schönem (z.B. als Ausdruck an der Wand)
  • Geld verdienen (hier gibt der Kunde meist das Hauptthema vor)
  • Eine Aussage machen (z.B. künstlerisch, politisch, gesellschaftskritisch, freie Projekte usw.)

Vierstufige Konzeptentwicklung

Für mich hat sich eine vierstufige Vorgehensweise als sehr hilfreich erwiesen. Ich hab diese Vorgehensweise nicht erfunden, viele Werber z.B. nutzen diese Mechanik für die Konzeptentwicklung in Kampagnen:

  1. Hauptthema finden
  2. Zielformulierung definieren
  3. Fotografisches Konzept auf Basis der Zielformulierung entwickeln
  4. Umsetzen + Iterationsschleife

Zu den einzelnen Teilen:

1. Hauptthema finden

Das Hauptthema kann vorgegeben sein. Gerade als Einsteiger in die konzeptionelle Denkweise bietet sich an, sich erst einmal durch externe Themen inspirieren zu lassen, z.B.:

  • Fotobücher:
    In einigen Fotobüchern sind kleine Fotoprojekte fast wie Kochrezepte aufbereitet. Hier wird natürlich nicht nur das Thema sondern sogar bereits das fotografische Konzept vorgegeben. Dennoch ein wunderbarer Einstieg ganz am Anfang.
  • Wettbewerbe:
    Eine sehr klassische Quelle für Themen. Es gibt eine Vielzahl von Wettbewerben, z.B. aus Zeitschriften oder aber auch Webseiten (eine gute Übersicht bietet z.B.: fotowettbewerbe.de). Es ist nun für unser Vorhaben völlig irrelevant, ob man nun an einem Wettbewerb erfolgreich teilnimmt. Es geht um die Themenquelle und Inspiration durch die Themen.
  • Workshops:
    Foto-Workshops sind beliebt. Hier meine ich aber nicht das bekannte Rudelschießen mit Modell-Sharing, dessen Lernerfolg ich eher zweifelhaft finde, sondern die zahlreichen Fotoreisen und speziellen Locations etc.
  • Inspiration durch Portfolios, Blogs, Zeitschriften:
    Augen auf ist die Device! Ich persönlich lese gerne Fotoblogs und Zeitschriften, folge den Links und Quellen – Inspiration pur!
  • Jahresthema Fotoclub:
    Viele Fotoclubs haben Jahresthemen für ihre Ausstellungen. Wer ausstellen will muss sich ans Thema halten – und bestenfalls auch noch dieses kreativ interpretieren.

Ihr könnt mit etwas Übung aber auch Eure ganz eigene Themen finden, z.B. inspiriert durch:

  • persönliche Interessen (Hobby, Sport, Vereine…)
  • persönliche Umstände (Reise, Beruf, Alltag, Wohnort, Gelegenheiten…)
  • Statement machen (politisch, künstlerisch, gesellschaftskritisch…)

 2. Zielformulierung definieren

Eine Zielformulierung besteht aus nur einer Aussage und grenzt das Thema ein, fokussiert auf die eigentliche Aussage, die Ihr als Fotograf darstellen wollt. Das ganze natürlich im Rahmen des Hauptthemas. Etwas leichter tut Ihr Euch, wenn Ihr folgenden Satz vervollständigt:

“Ich will darstellen, dass…”

Diesen Satz solltet Ihr Euch aufschreiben! Er ist die Grundlage des anschließenden Brainstormings.

Beispiele:

  • Hauptthema “Gesichter einer Stadt”, meine Zielformulierung: “Ich will darstellen, dass die Hobbyisten der Weiterstadt Dasing authentische Charaktere sind.” (Link zur Fotostrecke)
  • Hauptthema “Straßen und Wege”, meine Zielformulierung: “Ich will darstellen, dass Wege immer zwei Punkte miteinander verbinden.” (Link zur Fotostrecke)
  • Hauptthema “Licht”, meine Zielformulierung “Ich will darstellen, dass man mit Licht perfekte geometrische Formen in die Luft zeichnen kann.” (Link zur Fotostrecke)

3. Fotografisches Konzept entwickeln

Auf Basis der Zielformulierung könnt Ihr nun ein fotografisches Konzept entwickeln. War die Zielformulierung noch auf einer inhaltsbasierenden Ebene, ohne Look, Umsetzung und fotografische Stilmittel zu definieren geht es nun an die fotografische Bildidee. Hierbei wende ich sehr gerne klassische (und erweiterte) Kreativtechniken an, z.B.:

  • Brainstorming
  • Brainwriting
  • Osborn-Liste
  • Clicking Katalog bzw. spezielle Fragestellungen
  • B-Fragen (B wie Bernie ;-))

Und im nächsten Teil veröffentliche ich meine B-Fragen, mit der Ihr auf Basis der Zielformulierung brainstormen könnt. Viel Spaß bis hierhin!

Wichtig ist natürlich: Das sind alles nur Vorschläge und Beispiele, wie ich es mache. Nicht als alleiniger Weg sondern als Anregung zu sehen. Ich freue mich aber, wenn es Euch inspiriert!

Links (werden stückweise vervollständigt):

Teil 1

Teil 3